Das Vorbild der Gilde: Historische Bruderschaften

Dass ein länderübergreifender Austausch und ein allgemein anerkanntes Prüfungssystem die Fechtkunst fördert ist keineswegs eine moderne Idee der Gilde St. Michael. Ähnlich heutiger Sportvereine brauchte es auch im Mittelalter Dachverbände und Richtlinien, wer Prüfungen abnehmen und besondere Veranstaltungen ausrichten durfte. Der erste solche deutsche Großverband sind die Marxbrüder. Diese erhielten 1487 von Kaiser Friedrich III. sogar das Privileg als einzige ‚Meister des Schwertes‘ zuzulassen und stadtweite Großveranstaltungen namens ‚Fechtschule‘ gegen Geld abzuhalten.

 

 

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und so bildeten sich mit der Zeit weitere länderübergreifende Vereinigungen heraus. Hier sind besonders die Frei- bzw. Federfechter zu nennen, die sich 1570 in Prag gründeten, und schon bald im starken Wettbewerb mit den Marxbrüdern standen.

 

 

 

Konkurrenz bedeutet jedoch nicht unbedingt offene Opposition. Ganz im Geiste des Studiums ritterlicher Kunst konnte es vorkommen, dass Federfechter und Marxbrüder einander aushalfen und sogar die Meisterprüfungen des jeweils anderen Verbands tatkräftig unterstützten. 

Die Marxbrüder

Die Gilde der Marxbrüder – der vollständige Name der Gilde ist Gemeine Bruderschaft unserer lieben Frauen der reinen Jungfrau Mariens und des heiligen und gewaltsamen Himmelsfürsten Sankt Marxen ) war aus einer Zunft der Kürschner hervorgegangen. Der Schutzpatron der Kürschner war der heilige Johannes der Täufer, bei den Marxbrüdern der Evangelist Markus, daher der Löwe im Wappen der Zunft. Sie wurde im 15. Jahrhundert gegründet, das genaue Datum kennen wir jedoch nicht. Es gibt eine schriftliche Erwähnung der Bruderschaft aus dem Jahr 1474 und es ist bekannt, dass der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich III., sie 1487 offiziell als Gilde anerkannte, ihnen das Amt übertrug, die Waffenkunst zu lehren und ihnen den Titel eines Meisters des Langschwertes verlieh (Meister des langen Schwerts). Darüber hinaus befand sich der Hauptsitz der Marxbrüder in Frankfurt, Deutschland, wo ihre jährlichen Treffen zur Wahl des Hauptmanns der Gilde abgehalten wurden.

Die Federfechter


Die Gilde der Freifechter oder Federfechter – der vollständige Name der Gilde ist Freifechter von der Feder zum Greifenfels (Die Freien Schwertkämpfer des Geierflügels) wurde 1570 in Mecklenburg, Deutschland, gegründet, wo sie ihr Wappen schufen, um von der Gilde unabhängig zu werden Marxbrüder. Auch in ihrem Wappen befindet sich ein schwertführender Greif, den sie mit Genehmigung des mecklenburgischen Herzogs Ulrich III. annahmen, und der Schutzpatron ihrer Zunft war der heilige Vitus.

Das Federfechterwappen aus dem Erlass Rudolfs II. aus dem Jahr 1607 n. Chr.